Karl May Hörspiele
Startseite  Login  Wiki  Foren  Gästebuch  Impressum
Produktionen  Label  Reihen - SB  Personen  Firmen
Rollen  Textvorlagen  Sonderansichten  Hilfe  Suche

< zurück zur Produktion

Rezensionen / Kommentare

Von Bagdad nach Stambul
  Regie: Dagmar von Kurmin


Eintrag von thoschw (vom 18.2.2004) (weitere Einträge von thoschw)

Die Handlung geht hier einen schweren, traurigen Weg: Nach und nach sterben Gefährten oder werden todkrank. Mohammed Emin erwischt der Sensenmann als ersten, Amad el Ghandur kehrt von seinem Rachezug nicht zurück, sodaß ihn die Freunde ebenfalls für tot halten (was im übrigen der Buchvorlage entspricht) und der neue Freund Hassan Ardschir-Mirsa kommt gleich samt seiner ganzen Familie um. Unter den Toten ist auch der verräterische stumme Diener Saduk, dessen tragische Geschichte vom Verlust seiner Zunge Auslöser für diese unheimliche Todesspirale ist, die alle in den Sog zieht, die mit dem reichen Perser reisen.

Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar erkranken bei der Verfolgung der Todeskarawane an der Pest, sodaß sie das vereinbarte Treffen mit Sir David nicht einhalten können, worauf der Engländer seinerseits glaubt, die beiden Freunde seien gestorben. Da der Lord dann selber in Gefangenschaft gerät, denken Kara und Halef nach ihrer Genesung wiederum, daß ihr englischen Freund tot sei. Schließlich stirbt noch der treue Dorjan, bis zum letzten Atemuzug seinen Herrn verteildigend. Und die Wüstenräuber ringsumher ziehen vogelfrei herum, niemand fängt sie ein und bestraft sie.

Kein leichter Stoff also, keine Erfolgsgeschichte, keine Großtaten unüberwindlicher Helden. Eher ein dunkler Strudel, der die Freunde in ein unabweichliches Schicksal hinabzieht, daß am Fuße der Ruine des Turms von Babylon seine Vollendung findet. Dagmar von Kurmin hatte den Mut, sich in ihrer Bearbeitung allein auf diesen Totentanz zu konzentrieren und nicht weiter auf die das Buch abschließenden, für die Gefährten ungleich erfolgreicheren Abenteuern in Damaskus und Stambul einzugehen.

Dennoch gibt es natürlich als Kontrast zur düsteren Entzeitstimmung doch noch einen versöhnlichen Ausgang der Reise. Nach der Rückkehr ins Lager der Haddedihn, treffen Kara und Halef dort wieder auf Sir David. Und Hanneh hat neues Leben geschenkt und einen Sohn geboren. Dem Tod folgt also letztlich doch neues Leben und neue Hoffnung.

Aber auch neue Abenteuer? Vielleicht. Im Gegensatz zum Plattenhüllentext, läßt die Aufnahme selber völlig offen, ob die Reise noch weiter geht oder nicht. Denn der Zweck der abschließenden Reise nach Stambul ist nur, Kara Ben Nemsi und Lord Lindsay der Rückkehr ins Abendland näher zu bringen. Offensichtlich war bei der Produktion der ersten drei Orientzyklus-Folgen noch nicht klar, ob Europa auch den europäischen Teil der Reise durch die Lande des Großherrn herausbringen wird.

Für Michael Korrontay, den durchaus routinierten Sprecher des Kara Ben Nemsi, war es jedenfalls der Endpunkt seiner Orientreise. Bei den weiteren Ritt durch den Balkan trat der populäre Hellmut Lange an seine Stelle, dessen Mitwirkung dabei werbewirksam mit seinem gezeichneten Konterfei auf den Covern zelebriert wurde.

Und so ziert denn die Plattenhülle diese Europa-Aufnahme hier ein letztes Mal ein Segeberger Szenenfoto, an dem merkwürdigerweise wiederum herumretuschiert wurde. Auf der echten Seite unten wachsen scheinbar Teppichfranzen aus dem Gras, auf dem zudem im Hintergrund noch eine recht kopflose Person steht. Der ganz und gar nicht kopflose Orientale ganz links mit dem schwarzen Oberlippen- und Kinnbart ist hingegen Heinz-Ingo Hilgers, der sich hier ausnahmsweise mal als Tarik anläßlich der 'Durch die Wüste'-Aufführung von 1963 zeigt. Als Hassan Ardschir Mirza ist er übrigens auf der 'Von Bagdad nach Stambul'-Aufnahme von Philips aus dem Jahre 1965 zu hören.

kein Punkt
Rezension / Kommentar schreiben bzw. bearbeiten